DIE PROJEKTGRUPPE
Dr. Klaus Esser
Bernd Keffer
Ina Mertash
Monika Müller
Ralf Westerfeld
Myriel Liehr
Wolfhelm Ostendarp
Norbert Plein
Sven Koch
Joshin Schildknecht
Hallo, mein Name ist Bernd Keffer
Ich bin Musikpädagoge an einer Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen und bin zusammen mit den anderen Aktiven des Fachausschusses für das Bundesjugendhilfe-Musikprojekt verantwortlich. Warum ich nun schon seit 25 Jahren an diesem Projekt teilnehme und seit 1999 auch als Referent bzw. Leiter sehr viel Zeit und Herzblut investiere? Weil ich absolut von musikpädagogischer Arbeit, besonders in Jugendhilfeeinrichtungen und Schulen überzeugt bin und mir die gerade auf diesen Veranstaltungen immer wieder beindruckenden Effekte und Verhaltensveränderungen sagen: „Dafür machst Du das!“
Die Workshops des Bundesjugendhilfemusikprojektes laufen seit 25 Jahren so harmonisch ab, dass selbst Mitarbeiter der Einrichtungen sich immer wieder erstaunt fragen, wie ist so etwas möglich? Wie ist es möglich, dass die Kinder und Jugendlichen sich gegenseitig so stützen, unterstützen und sich nicht um eventuelle Soloparts streiten? Wie kann das sein, dass der Jugendliche X im Unterricht keine 4 Sätze hinbekommt, aber im Workshop 2 Din A 4 Seiten Hip Hop Text niederschreibt? Wieso verhält sich unser betreuter Jugendlicher hier so super, wo er doch in der Gruppe so anstrengend ist? Wir haben dies auch hinterfragt und haben mehrere Faktoren ausfindig gemacht, die dies erklären.
Diesem jetzigen Stand geht eine lange Geschichte, mit für mich sehr bereichernden Erlebnissen und Erfahrungen voraus:
1990 machte mich mein damaliger Chef, der Heimleiter des Pallotti- Hauses Neunkirchen auf die Veranstaltung "Rock, Pop, Jazz in der Jugendhilfe" aufmerksam. Damals war gerade in der Pallotti- Schule eine Musik AG gegründet worden und ich sollte Erfahrungen und Ideen von dort mitbringen.
Keiner konnte jedoch ahnen, wie viel Motivation ich von diesen Veranstaltungen mitbringen würde.
Ich möchte jedoch weiter chronologisch weitererzählen.
In Klein- Zimmern, dem Ort meiner ersten Veranstaltung war ich als Rockbassist zum ersten Mal richtig mit Jazz in den Arrangements einer Bigband konfrontiert und scheiterte ungeübt erst einmal an der Vielzahl der für mich ungewohnten Arrangements.
In drei Tagen gelang es mir einigermaßen, wenn auch kläglich, die ersten Stücke am Bass mitzuspielen, zur Freude von einer großen Anzahl von Festgästen, unter denen sich auch der heutige Kardinal Lehmann befand.
Dass in dieser Veranstaltung Kardinal Lehmann jedoch einschlief, verbuche ich nun wirklich nicht auf die Unbeholfenheit meines Spieles, sondern auf den Stress, den er damals hatte. Motiviert durch die Professionalität, mit der auf diesen Workshops geprobt und gearbeitet wurde, kehrte ich zum nächsten Workshop geübt und als einziger Bassist zurück. Ich erlebte die Gründung eines Chores mit damals 20 ERWACHSENEN Mitsängern, aus dem der heutige Bundesjugendhilfegospelchor mit über 50 Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen hervorging.
1993 brachte ich Mirko Baufeld (Chorleiter des Bundesjugendhilfe-Gospelchores bis 2008) mit zu dem Workshop, mit ihm erlebten wir ein Highlight der besonderen Art, die Workshops mit Irvin Doomes, einem professionellen amerikanischen Gospelsänger und Entertainer mit dem Auftritt in der Europahalle in Aachen für die Gäste des Bundesjugendhilfetages. Mirko Baufeld gefiel diese Art eines lebendigen Chores so gut, dass er mit meiner Unterstützung in seiner Region einen Gospelchor, die Köllervalley Singers gründete.
Nachdem wir in ganz Deutschland für soziale Institutionen und Anlässe musiziert hatten, wollten wir 1997 etwas Neues ausprobieren und gestalteten das erste allgemein öffentliche Benefizkonzert für ein Kinderheim in Sincrai (Rumänien).
300 zahlende Gäste bestätigten, dass sich das Wagnis gelohnt hatte. Neben der neu gegründeten Popband trat in Neunkirchen eine Formation gemischt aus Kindern des Pallottihauses und der Jugendhilfeeinrichtung Maria Rosenberg auf, die außerhalb der Workshopstrukturen miteinander geprobt hatte, sie hatte den netten Namen Pallotti&Roses- angelehnt an Guns&Roses. Auch die Koellervalley Singers waren hier erstmals zu Gast (später nochmals bei dem Heimfest des Pallottihauses).
Auftritte wie in Hildesheim 1996 anlässlich der Abschlussveranstaltung des Katholischen Kongress brachten uns bis in die ARD Tagesschau.
1999 produzierte die Musik AG des Pallottihauses ihre erste CD "the first ten years" mit zahlreicher Unterstützung von Musikern aus den Workshopstrukturen.
Die Produktion der CD "Rassismus" durch Kinder des Pallottihauses und aus dem Kinderheim Arenberg im Jahr 2000 wurde dann von noch mehr Unterstützung getoppt. Die Bundesjugendhilfepopband präsentierte Lieder aus dieser CD sowohl auf den Konzerten zu den Workshops, als auch alleine im Sommer 2001 auf dem Festival "Wunderlicht" in Kusel.
2001-2003 war die schwierigste Zeit für das Bundesjugendhilfemusikprojekt. Bedingt durch die Umstrukturierung des BVkE als eigenständiger Verband im Deutschen Caritasverband, der Pensionierung von Dr. Knab wurde die weitere Existenz des Bundesjugendhilfemusikprojektes erst einmal in Frage gestellt. Da wir führungslos waren, übernahm ich kommissarisch die Leitung dieses Projektes, mit einiger Überzeugungsarbeit konnte das Bundesjugendhilfemusikprojekt dauerhaft als Projekt des BVkE etabliert werden.
Seit 2003 wird das Projekt durch Mitglieder des BVkE-Vorstandes moderiert, die als Schnittstelle zwischen dem Arbeitskreis und dem Vorstand bzw. der Geschäftsstelle fungieren. Von 2003-2013 hatte Herr Dr. Johann Cassar diese Aufgabe inne und von 2013 bis heute Herr Dr. Klaus Esser. Mit diesen beiden Führungskräften konnte das Angebot des Bundesjugendhilfemusikprojektes ständig erweitert werden. 2004 kam neben den etablierten Angeboten Bigband Chor und Rockband noch eine Rhythmusgruppe mit Djemben und Percussioninstrumenten dazu. 2009 konnten wir mit Mando einen weltweit führenden Referenten aus der Beatboxszene gewinnen und 2011 komplettierten wir unser Angebot mit Hip Hop.
Die Angebote der Workshops haben sich immer an den Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen aus der Jugendhilfe orientiert. Dies ist auch der Grund, warum wir schweren Herzens keine Bigband mehr anbieten. Die Nachfrage von Jugendlichen aus der Heimerziehung war einfach zu gering.
Für mich bleibt abschließend noch zu erwähnen, dass ich auf diesen Veranstaltungen meine jetzige Frau kennen gelernt habe und der Gründer und ehemalige Leiter des Projekts PD Dr. E. Knab mein Trauzeuge war.
Bernd Keffer
Hallo und guten Tag!
Mein Name ist Ina Mertash, ich leite den Gospelchor des Musikprojektes nun über 10 Jahre.
1991 klagte ich meinem Ex-Kollegen Bernd Keffer mein Leid, wie sehr mir "Musikmachen mit Menschen" fehlte, da sich meine private Laien-Formation kurz vorher aufgelöst hatte.
Bernd schlug daraufhin umgehend vor, ich solle doch zu einem tollen Musikworkshop mitkommen, der im gleichen Jahr zum zweiten Male stattfand - in Klein-Zimmern.
Gospelsingen war schon immer ein Wunsch von mir und ich fuhr also mit.
Ich traf auf eine Horde von Jugendlichen und Erwachsenen, die allesamt fröhlich und locker waren und wir fingen kurz nach der Ankunft auch gleich an zu proben.
Obwohl kaum einer von den Teilnehmern die Arrangements kannte, waren wir nach wenigen Stunden soweit, daß allein der Probensound des Chores ausreichte, mich völlig in den Bann zu ziehen und zu
begeistern.
Zum Ende dieses Treffens kam der Abschlussauftritt im Rahmen einer Veranstaltung.
Ich werde nie vergessen mit welcher Motivation wir alle auf der Bühne standen - hochkonzentriert auf den damaligen mitreissenden Chorleiter, der einiges an Disziplin abverlangte.
Nach diesem Ereignis beschloß ich, meinen so lange gehegten Traum in die Realität umzusetzen: ich wollte endlich Gesangsunterricht nehmen, da ich mich beim BJH-Treffen nicht getraut hatte, eine
Solostimme zu übernehmen. Das sollte beim nächsten Workshop anders werden!
Von nun an nahm ich alle Workshops wahr, die ich irgendwie beruflich oder auch über Urlaub einrichten konnte.
Nach und nach wagte ich immer öfter auch Solis zu singen und dies motivierte wiederum die andren SängerInnen.
1998 übernahm ich dann die Gesangsschule meiner ehemaligen Lehrerin und begleitete die SängerInnen als Vocal-Coach und führte diesbezüglich auch Erwachsenen-Fortbildungen durch.
Seit September 2008 ist es mir eine Ehre den Chor selbst zu leiten.
Es ist immer wieder dieser ganz besondere Moment, der mir auch nach 25 Jahren noch regelmäßig die Tränen in die Augen treibt und mich dazu motiviert, mich wieder mit Leib und Seele einzubringen: Wenn ich beim Auftritt sehen kann, wie in einem Herz das Leuchten anfängt. Dieser Moment, in dem ein Teilnehmer tief im Inneren begreift: "Ich kann etwas! Ich bin wertvoll."
In den vielen Jahren habe ich Jugendliche und auch Erwachsene erlebt, die sich während des Workshops völlig verwandelten, weil sie sich etwas getraut hatten oder einfach stolz waren ein Teil
einer Gemeinschaft zu sein, auf der Bühne zu stehen im Rampenlicht.
Ich habe erfahren, wie sich vielfach Beziehungen entwickelten und wie herzlich man sich immer wieder begrüßt, um ein neues Kapitel in der Geschichte der Musikworkshopgeschichte zu schreiben und
gemeinsam einem Auftritt entgegen zu streben, bei dem man diesmal vielleicht wagt, selbst in den Vordergrund zu treten. Und oft sorgen die vielen lustigen Erlebnisse der Vergangenheit heute noch
für viel Fröhlichkeit. Dieses Projekt ist ein VIRUS, kein Event :-)
Als mittlerweile zertifizierte Fachkraft für Traumapädagogik und Traumaberatung kann ich die stabilisierende Wirkung des Musikprojektes nur unterstreichen!
Viele Projekte und Kontakte sind seither entstanden. Regional leite ich immer wieder Chöre, die sich von der Begeisterung des Musikprojektes anstecken lassen und bin im Augenblick dabei meine zweite, eigene CD zu produzieren.
Liebe jazzige, gospelige und begeisterte Grüße
Ina